Der weltliche Glockenturm in Krams ist ein ganz besonderes Denkmal: Ein Glockenturm ohne Kirche und in Steinbauweise errichtet, ist eine Seltenheit. Der Eigentümer und die IG Glockenturm fühlen sich dem Erbe und dem Erhalt des Turms verpflichtet.
Dr. Matthias Metzler vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege hat in seinem Gutachten vom 11. September 2020 die geschichtliche und städtebauliche Bedeutung von Glockenturm und Gutshofmauer dargestellt:
Beschreibung des Denkmals und Benennung des Schutzumfangs:
Krams liegt in der östlichen Prignitz, nordwestlich von Gumtow. An der westlichen Seite des Dorfangers lag die Gutsanlage mit dem Gutshaus, Gutshof und Gutspark. Das Gutshaus wurde 1989 abgebrochen. Einzelne Gutshofgebäude und der Gutspark sind erhalten. Bewahrt blieb auch ein Teil der Gutshofmauer entlang der Kramser Dorfstraße. In die Mauer einbezogen steht der Glockenturm.
Der Glockenturm wurde 1925 eingeweiht. Stifter war der Gutsbesitzer Ulrich Wille aus Zürich, der Arnold Wille als Gutspächter in Krams eingesetzt hatte. Es ist ein massiver Turmbau über quadratischem Grundriss. Der Sockel ist aus Feldsteinen gemauert. Die darauf gegründeten Außenmauern bestehen aus bossierten Stein- quadern mit Randschlag. Im Glockengeschoss gibt es an jeder Turmseite jeweils zwei Spitzbogenöffnungen. Ein Ornamentfries umzieht unterhalb der Traufe den Turm. Darüber folgt das überstehende Pyramidendach, das von einem Kreuz bekrönt wird. Im Turminneren sind zwei Stahlglocken aufgehängt.
Beiderseits des Glockenturms schließt sich die Gutshofmauer an. Während es nach rechts nur ein kurzes Mauerstück bis zum Gemeindehaus ist, folgt nach links parallel zur Dorfstraße ein langer Mauerabschnitt. Die Gutshofmauer besteht aus teilweise großformatigen, behauenen Feldsteinen. Die Zwischenräume sind mit Bruchmaterial ausgezwickelt. Den oberen Abschluss der Mauer bildet eine Verdachung aus Ziegel- steinen. Links neben dem Glockenturm befindet sich ein Durchgang, der von zwei quadratischen Ziegelpfeilern eingefasst wird. Weiter links, am Abzweig des Parkweges, liegt eine Durchfahrt, die von zwei quadratischen Feldstein-Ziegel-Pfeilern gerahmt wird.
Begründung:
Das um 1400 erstmals urkundlich genannte Dorf Krams befand sich nacheinander im Besitz mehrerer Adelsfamilien, darunter den von Kehrberg, von Winterfeldt und von Klitzing. Nach dem Ersten Weltkrieg besaß die bürgerliche Familie Wille das Rittergut in Krams. Die Einwohner des Dorfes lebten von Ackerbau und Viehhaltung auf eigenem Land sowie von der Arbeit auf dem örtlichen Rittergut.
Obwohl bereits im 16. Jahrhundert ein Pfarrer und ein Küster im Ort ansässig waren, besaß Krams jedoch keine eigene Kirche. Die Dorfbewohner gingen zum Gottesdienst in die Kirche nach Vettin.
Gutsbesitzer Wille stiftete dem Ort daher den Glockenturm. Seit der Einweihung 1925 prägte nunmehr der Glockenschlag den Tagesablauf der Bauern und Gutsarbeiter.
Er gehört in Brandenburg zu den seltenen Beispielen eines separat - ohne daneben stehendem Kirchengebäude - errichteten Glockenturms, der in Krams zudem nicht als Holzkonstruktion, sondern als Massivbau ausgeführt worden ist.
Der Glockenturm zeugt auch vom Herrschafts- und Repräsentationsanspruch des Rittergutsbesitzers Wille, der damit einen markanten Bau in der Ortsmitte errichtete. Die anschließende Gutshofmauer veranschaulicht die einstige Ausdehnung und Bedeutung der Gutsanlage.
Sie ist ein qualitätvolles Beispiel ländlicher Feldsteinbauweise, die vor allem im 19. Jahrhundert eine Blütezeit in Brandenburg erlebte.
Der Glockenturm und die Gutshofmauer besitzen aus diesen Gründen geschichtliche und städtebauliche Bedeutung.